BADEN VERBOTEN: EINE PARODIE VON JAWS

Piranha (1978) – Joe Dantes satirisches Erstwerk

von Patrick Pietsch


 

Piranha, USA 1978; Mit: Brandford Dillman, Heather Menzies, Keenan Wynn, Kevin McCarthy, u.a.; Regie: Joe Dante, Drehbuch: John Sayles; Kamera: Jamie Anderson; Schnitt: Mark Goldblatt

 

 

 

Joe Dante, ein Regisseur den man vor allem mit kleinen Kuscheltieren in Verbindung bringt, die sich nach Berührung mit Wasser in tollwütige Monster verwandeln, präsentierte 1978 seinen ersten Abendfüllenden Kinofilm.

Er erschuf im selben Jahr, in dem der zweite Teil von Jaws erschien, eine im Tierhorror beheimatete Parodie des Primärwerkes von Steven Spielberg. Schon das Kinocover erinnert an den Kultstreifen mit dem Menschenfressenden Weißen Hai. Dante deutet auf seine Absicht immer wieder hin. So spielt Heather Menzies in ihrer ersten Szene an einem Jaws Computerspiel mit eben dieser Bestie.

Zwei Teenager kommen beim schwimmen in einem abgeriegelten Becken auf einem Privatbesitz ums Leben und werden als vermisst gemeldet. Die Privatdetektivin Maggie (Heather Menzies) wird beauftragt, beide zu suchen. Diese trifft in den Wäldern rund um den Ort des Geschehens auf den pessimistischen und daseinsmüden Paul Grogan, gespielt von Brandford Dillman (Flucht vom Planet der Affen), der dort abgeschieden und einsam lebt. Er weißt die Detektivin auf eine verlassene Militärbasis hin und begleitet sie widerwillig. Beide lassen das Wasser des Beckens ab und in den örtlichen Fluss fließen, in dem sich Touristen und eine Gruppe Kinder aus einem Zeltlager regelmäßig vergnügen.

Ein skurriler Wissenschaftler, der auf der Basis beheimatet ist, versucht die beiden daran noch zu hindern, da von ihm, im Auftrag des Militärs zur Vernichtung des Feindes gezüchtete Piranhas waren, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren sollte. Ganz im Sinne von Roy Scheider alias Chief Brody, glauben die Verantwortlichen Grogan nicht, als dieser die Gefahr erkennt – bis es die ersten Toten zu beklagen gibt.

Dante verweist in Piranhas mit unterschwelligem Sarkasmus auf rücksichtslose Militärstrategen und dem typischen „Frankenstein“-Wissenschaftler, der das Wesen erschafft und dann die Kontrolle darüber verliert. Im Zugwind von diversen Tierhorrorstreifen fällt Piranhas durch eine Persiflage dieser besonders auf und kann durchschnittliche und teilweise qualitativ minderwertige Dialoge durch beabsichtigte Selbstironie ausgleichen.

Joe Dantes erste Regiearbeit kommt heute vielleicht ein bisschen antiquiert daher, lässt aber diverse Remake-Versuche(*) noch immer weit hinter sich. Der exzellent durchgeführte Schnitt ist von Debütant Mark Goldblatt – 14 Jahre vor seiner Oskarnominierung für Terminator II. Durch diesen werden die Angriffe der Fische effektvoll, bedrohlich und beherbergen einige solide ausgearbeitete Schocksequenzen.